Die Lillach bei Weißenohe
Bei der Lillach handelt es sich um einen der in Deutschland sehr seltenen Kalktuffbäche. Vom Weißenoher Ortsteil Dorfhaus ausgehend, erreicht man die Lillachquelle über den romantischen Teufelsgraben (Gelb-Strich Wanderweg) nach gut zwei Kilometern. Im Jahr 1976 wurden die Sinterstufen in der Lillach wegen ihrer Schönheit und Besonderheit zu einem flächenhaften Naturdenkmal erhoben und befinden sich seit 1995 in einer Schutzzone des „Naturparks Fränkische Schweiz“. Die Sinterstufen sind über 10.000 Jahre alt und in der letzten Eiszeit entstanden.
Das Lillachtal – Heimat für seltene Tiere und Pflanzen
Um und in der Nähe des Biotops der Lillach, einem relativ kühlen und nährstoffarmen Wasser, siedeln sich in diesem Einflussgebiet vornehmlich eigens angepasste Spezialisten an. In Mitteleuropa haben etwa 1.500 Tiere und Pflanzen in unmittelbarer Nähe solcher Kalkquellen ihren Lebensraum. Davon sind rund 500 sogar streng an die Lebensverhältnisse dieser Tuffbäche gebunden.
Die Lillach erfüllt also mit ihren Tuffkaskaden auch eine wichtige Aufgabe als Rückzugsgebiet für viele seltene und vom Aussterben bedrohte Tiere und Pflanzen. Hierzu gehören beispielsweise der Feuersalamander, die Wasseramsel, die zweigestreifte Quellenjungfer – eine Großlibelle – und verschiedene Pflanzen wie das Moschus- oder Milzkraut. Weiterhin finden sich hier alleine 120 Schmetterlingsarten und viele seltene Käfer. Die Hälfte dieser Tiere stehen auf der „Roten Liste“.
Zur Entstehung
Tuffbäche, wie die Lillach, entstehen nur dort, wo sie über sehr kalkhaltiges Wasser verfügen. Hierfür sind mehrere Faktoren ursächlich. Regenwasser, welches zunächst auf die Hochfläche niederfällt, enthält viel Kohlendioxid und wenn es durch das Kalkgestein sickert, löst sich ein Teil des Kalks dabei aus dem vorhandenen Gestein. Danach tritt das kalkhaltige und kohlendioxidangereicherte Wasser in Form von Quellen und Bächen wieder zutage.
Sprudel und Verwirbelungen im Bach sorgen anschließend dafür, dass das Kohlendioxid wieder entweicht und der Kalk ausfällt. Feine Kalknadeln lagern sich dann an den Pflanzen ab. Moose und Algen wirken der Verkrustung entgegen und wachsen über die verkalkte Schicht hinaus. Am Ende dieses Prozesses entstehen stockwerkartige Kalkgebilde, sogenannte Tuffe. Gleich den „Steinernen Rinnen“ bauen sich die Sinterstufen jährlich um zwei bis drei Millimeter auf.
Entscheidend für die Bildung der zauberhaften Tuffkaskaden ist zudem eine notwendige Beteiligung von Pflanzen, die den Vorgang der Tuffbildung erst auslösen. Dabei muss genügend Licht auf den Bach fallen, damit die entsprechenden Moose wachsen können. Besonders wichtig sind auch am Uferrand stehende Bäume, um die Nahrungskette der im Tuffgestein lebenden Tiere aufrecht zu erhalten.
Schäden an der Lillachquelle
Hochwasser im Frühjahr und starke Regenfälle spülten den die Lillach begleitenden Schotterweg über die Jahre hin sehr stark aus. Die Lillach verlagerte dadurch ihren Lauf und das ursprüngliche Bachbett mit den wertvollen und seltenen Sinterstufen führte immer weniger Wasser. 1997 drohten die Sinterstufen gar endgültig auszutrocknen. Da der Sintervorgang unter Beteiligung ganz spezieller Algen erfolgt, die auf das Element Wasser angewiesen sind, hätte dieses Trockenfallen auch das nahe Ende der Sinterstufen bedeutet.
Weitere Schäden rührten auch von der intensiven Begehung des schmalen Ufersaums durch Besucher des Lillachtales her. Dies führte ebenfalls zu Verlagerungen des Bachlaufs. Über teilweise überschwemmte Trampelpfade wurde zudem Erdreich in die Lillach eingespült, was Veränderungen des Bachsediments und der Nährstoffzusammensetzung des Wassers zur Folge hatte.
Die Sanierung der Sinterstufen
Die Gemeinde Weißenohe hat daraufhin die Lillach mit ihren Sinterstufen saniert. Dabei wurde der Uferrand mit großen Steinen befestigt. Der Fußweg wurde ausgebaut und vom Bach getrennt. Die ursprünglichen Trampelpfade wurden vom Bach weg auf eine höher gelegene Wiese verlegt. Experten haben die Kalktuffbecken fachmännisch gereinigt und entlang der Lillach wurde ein Lehrpfad angelegt, der die Besonderheiten des Lillachtales aufzeigt.
Diese sehr kostenaufwendige Umgestaltung wurde mit Mitteln der Europäischen Union gefördert und vom Landschaftspflegeverband Forchheim unterstützt. Auch viele Weißenoher Bürger haben unentgeltlich mitgeholfen, damit dieses einmalige Naturdenkmal erhalten bleibt. Im April 1998 wurde das Naturdenkmal der Sinterstufen wieder für die Öffentlichkeit freigegeben.